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Wie man einen Gustav Klimt malt

Er ist einer meiner liebsten Maler. Gustav! Ich liebe es, wie er Farben und Muster verwendet. Verschiedene Techniken überlagern sich und sind manchmal so verschieden, das sie von unterschiedlichen Malern sein könnten. Und seine Frauen wirken immer zart und stolz und lieblich. Alles gleichzeitig. Das liebe ich an seinen Bildern. Das Frauen präsent sind. Sie sind für die damalige Zeit ziemlich verwegen und stark: Rebell-Girls 🥰

Ich zeige dir:

  • welche Materialien ich verwendet habe

  • wie ich Schritt für Schritt vorgegangen bin

  • was du alles aus dieser Übung lernen kannst


Ich kopiere Kunstwerke alter Meister und versuche dadurch ihre Technik zu erforschen, zu verstehen und zu lernen. Denn wenn die Herren (ja es gab so gut wie keine Künstlerinnen zu dieser Zeit) damals etwas konnten, waren es crazy Techniken zu entwickeln.

Also let´s go, lass uns malen!


Was du brauchst:

  • Aquarellpapier ( Hahnemühle Coldpressed 300g/qm)

  • Aquarellfarben (24er Kasten von White Nights)

  • Pinsel (rund, mittel und ein seeeeehr kleiner)

  • Bunstifte (Polychromos)

  • Acrylfarbe Gold

  • Malvorlage: Hier ist das Original von Gustav Klimt himself


  1. Die Skizze

Eigentlich ist es immer eine gute Idee eine Vorskizze auf einem “Normalen” Papier zu machen, um zu prüfen ob die Idee funktioniert, wo was hinkommt und vielleicht sogar schon mal ein paar Farben zu testen.

Da ich hier aber von einem Bild abmale und keine eigene Idee umsetze, habe ich mir das gespart und direkt auf Aquarellpapier skizziert.

Bei einer Bleistift-Skizze auf Aquarellpapier ist es wichtig, nur ganz zarte Bleistiftlinien zu hinterlassen. Ich tupfe zu dunkle Stellen oft noch mit einem Knetradiergummi weg.

Tipp: Skizzieren mit einem Aquarellstift in einer passenden Farbe! Hat den Vorteil, das man am Ende nichts mehr von der Skizze sieht, weil sie ja auch wasserlöslich ist.

Die Besonderheit bei diesem Werk ist außerdem sein Format. Es ist super schmal und war für mich schwer einzuschätzen, deswegen ist die Skizze bei mir am Ende irgendwie zu weit oben gelandet.

2. Die Basis: Aquarell

Ich hatte ziemlichen Respekt vor dem Bild. Und wenn man mit sowas an ein Bild geht, lautet meine Devise: Mit dem Hintergrund anfangen. Da kann nicht so viel schief gehen und man wird auch erstmal warm mit dem Kunstwerk.

Als Basis für das Bild habe ich Aquarellfarben benutzt.

Für den oberen Bereich habe ich Indigoblau, Kobalt azurblau und ein wenig Ultramarin Violett gemischt. und nur sehr wenig Wasser verwendet, damit die Farbe direkt kräftig und dunkel wird.

Der untere Bereich ist eher Türkis und da ich diese Farbe nicht in meinem Kasten hatte, habe ich Kobalt azurblau und Grün gemischt. Und et voila: Türkis!

Ich habe beide Bereiche großzügig und schnell ausgemalt, da sie später sowieso wieder übermalt werden. Also no worries, einfach drauf los malen :)

Die Haut hingegen wollte ich transparent wirken lassen und habe daher sehr viel Wasser + gaaaanz wenig Scharlachrot und noch weniger Indigoblau benutzt. Ich habe hätte aber entweder schneller arbeiten müssen, oder das Papier vorher wässern sollen.

3. Die Struktur - Buntstifte

Dieser Part war der coolste und für mich aufschlussreichste. Im Original sieht man, wie Gustav Klimt die Haut aus verschiedenen Farben erstellt. Orange, Pink, Grün und Blau blitzen aber immer wieder als kräftige Farbstriche durch. Ich habe an dieser Stelle mit Buntstiften weitergezeichnet, weil ich damit kräftige aber auch sanfte Linien supergut erzeugen kann.

Anfangs hatte ich eine riesige Farbpalette vorausgewählt, am Ende nutzte ich aber nur wenige Farben.

  • Haut: Kammiumgelb, Kadmiumorange, Kobaltgrün, Ultramarin hell, Pompejanischrot

  • Lippen: Pompejanischrot, Kadmiumrot, Sienna gebrannt

  • Augenbrauen: Sienna gebrannt, Indigo

Ich ging beim Zeichnen so vor, das ich mich langsam durch die einzelnen Bereiche vorarbeitete und alle Farben, die ich sah, einfach in kleinen und wirklich zarten Strichen aufs Papier brachte. Das hat ewig gedauert, war aber eine mega meditative Sache.

4. Die Accessoires - Haare, Stoff & Schmuck

Während ich dieses Bild malte, dachte ich immer Judith spielt hier die Hauptrolle auf dem Kunstwerk. Irgendwann wurde mir klar - nope, sie ist zwar Hauptprotagonistin, aber das ganze “Drumherum” ist mindestens genauso wichtig.

Die Haare habe ich mit schwarzer Aquarellfarbe mit nur sehr wenig Wasser in kreisenden Bewegungen gemalt. Nach dem Trocknen habe ich dann noch mit einem Indigoblauen Buntstift “Bewegung” in die Haare gezeichnet.

Die Bluse habe ich auch zunächst mit Indigoblau in geschwungenen Linien vorbereitet. Im Nachhinein wäre es besser gewesen erst einmal alles in dieser Farbe ganz dünn zu grundieren und dann erst die Struktur einzuarbeiten. Danach habe ich die Ornamente mit goldener Acrylfarbe gemalt.

Der Schmuck, sprich die Halskette und der Armreif wurde dann auch erst einmal mit dem Gold komplett vorgemalt. Danach habe ich mit weiß, Ultramarinblau und Rot kleine Tupfen gesetzt, die die Juwelen darstellen.

5. Der Hintergrund - Muster!

Einer der auffälligsten Parts des Kunstwerkes, ist der verrückte Hintergrund. Grobe Tupfen, die an ein Muster in einem Kinderbuch erinnern.

Und so bin ich das Ganze auch angegangen: Ein etwas zu großer Pinsel, goldene Acrylfarbe und go. Man könnte alternativ auch mit einem Goldstift arbeiten, aber dann verliert man sich eventuell zu tief in Details.

Ganz unten findest du ein Video, indem du den gesamten Malprozess nochmal ansehen kannst.

Was es bringt, dieses Kunstwerk zu kopieren

Die kurze Antwort: unheimlich viel!

Du lernst nicht nur die Malweise von Gustav Klimt kennen, du lernst wie er seine Meisterwerke aufbaut. Niemals würde man das durch die reine Betrachtung verstehen. Du lernst wie er die Schichten aufbaut, welche Materialien er (vermutlich) benutzt hat und entwickelst daraus deine eigenen Lösungen und Techniken. Du verstehst viel besser wie er seine Bilder “komponiert”.

Du lernst, welche Farben einfach gut funktionieren. Die Farbpaletten von Gustav Klimt sind oft super bunt, aber dennoch harmonisch. Durch das kopieren, ist man gezwungen die Farben zu verstehen.

Deine eigene Technik entwickelt sich durch all diese Erkenntnisse um Meilen weiter.

Der Prozess als Video