11 Fragen an die Künstlerin Anneling.Arts

Umgeben von endloser Natur und vielen Ideen, lebt Ann-Elin im wunderschönen Norwegen (an der Atlantik-Straße!) mit ihrer Familie. Trotz viel Arbeit, ist es ihr sehr wichtig, sich bewusst Zeit für das zu nehmen, was sie erfüllt und liebt: Ihre Kunst.

Im folgenden Interview erfährst du, wie sie Kunst in ihren vollen Alltag integriert und


 

Ann-Elin, du lebst in Norwegen und bist dort Lehrerin. Kannst du erzählen, wie es dazu kam und was du bisher so gemacht hast?

Ann Elin ist von inspirierender Natur umgeben: Mitten in Norwegen!

Ich bin in Norwegen aufgewachsen, habe aber immer Interesse an andere Länder und Leute gehabt. Als Kind und als Jugendliche habe ich mich mit Brieffreundinnen aus aller Welt unterhalten, und ich bin einfach immer noch neugierig auf Alles, was es auf der Welt so gibt. Trotzdem ist es mir nicht von Anfang an klar gewesen, dass ich Lehrerin werden wollte. Ich habe mit den Gedanken gespielt, erstmals Filigranarbeiterin zu werden. Dann wollte ich Fotografin oder Journalistin werden, und später Architektin, und dann Dolmetscherin.

Wie ich das erste Jahr Englisch studiert habe, ist es mir nicht wirklich gelungen, mich mit dem Titel Dolmetscherin anzufreunden. Ich habe mir vorgestellt, dass ich dann als richtige Dolmetscherin die meiste Zeit im Büro sitze, und kaum einen Menschen sehe. Also habe ich mich noch einmal anders überlegt.

Nach dem Studium habe ich Fernweh bekommen und bin durch Zufall in Wien gelandet, wo ich vier Jahre verbracht habe. Ich habe im Museum gearbeitet (im Sisi Museum in der Hofburg) und Deutsch gelernt. Dann habe ich aber nach einige Jahren dort Heimweh bekommen, und bin wieder nach Norwegen umgesiedelt.

Seither habe ich als Lehrerin gearbeitet, aber die Neugier auf die Welt habe ich hoffentlich behalten, denn die sollte jede Lehrerin haben, finde ich. Ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob ich auch in Zukunft nur als Lehrerin arbeiten möchte, aber derzeit passt es mir ganz gut. Mit Kindern zu arbeiten ist alles andere als langweilig!

 

“Anfangs habe ich es schwierig gefunden, mich für 30 Minuten hinzusetzen und ein A5-Porträt mit Bleistift zu zeichnen. Ich habe die innere Ruhe dafür nicht gehabt. “

Ann Elin

Du hast zwei Kinder und einen Hund, wann findest du Zeit für deine Kunst?

Ich schaffe Zeit dafür, so einfach ist das. Wenn man etwas will, muss man Zeit darin investieren. Es ist aber bei mir so, dass es sich nach und nach entwickelt hat. Anfangs habe ich es schwierig gefunden, mich für 30 Minuten hinzusetzen und ein A5-Porträt mit Bleistift zu zeichnen. Ich habe die innere Ruhe dafür nicht gehabt. Ich habe nur gewusst, daß ich das schaffen möchte, und nach einiger Zeit wollte ich das Skizzenbuch voll zeichnen… und so ging es irgendwie weiter. Ich habe mehrere Ideen bekommen, verschiedene Sachen ausprobieren wollen…

Manchmal geht das Zeichnen auf Kosten anderer Sachen, am öftesten der Hausarbeit. Wenn ich zeichne, muss ich alles andere «ausschalten» können. Auch die Wäsche, das Geschirr und alles was ich «tun hätte sollen»… Ich glaube, es ist bei Frauen oft so, dass wir das Gefühl haben, dass alles ständig in Ordnung sein muss. Muss es aber nicht. Und man muss auch nicht alles selber machen. Ich habe einen Mann, der mir oft hilft, so daß ich die Zeit buchstäblich frei räumen kann, und der mich nie ein schlechtes Gewissen zu einjagen versucht - er unterstützt mich sehr.


Warum hast du angefangen zu zeichnen und wann war das?

Wann? Das weiss ich gar nicht. Ich glaube, meine Oma hat mir Wachskreide gekauft, als ich zwei Jahre alt war. Ich habe die Tapete vollgezeichnet. Ich habe immer ganz gern gezeichnet, aber nicht immer so oft und viel wie jetzt. Ich habe auch andere kreativen Hobbys gehabt, habe mich aber dafür entschieden, die anderen zur Seite zu legen.

 

“Kreativ zu sein heisst für mich, Gedanken und Ideen zu bearbeiten und auf neue Weise neu zusammenzustellen.”

Ann Elin

Gibt es jemanden, der dich inspiriert? Wenn ja, was findest du so inspirierend an dieser Person?

Mich inspirieren viele Leute, die die Welt zum besseren ändern wollen. Eine gute Geschichte kann Inspiration sein. Deshalb lese ich auch gern. Andere Künstler inspirieren mich natürlich auch oft. Kreativ zu sein heisst für mich, Gedanken und Ideen zu bearbeiten und auf neue Weise neu zusammenzustellen. Harriet Backer und Kitty Kielland sind ein paar von meinen Lieblingskünstlerinnen, aber so sehr wie ich auch deren Kunst bewundere, möchte ich weiterhin meine Porträts entwickeln und meinen Weg gehen. Vielleicht suche ich irgendwann auch andere Herausforderungen.

Hast du ein bestimmtes Ritual, bevor du mit dem Zeichnen beginnst?

Eigentlich nicht. Ich mache mir meistens was zum trinken, damit ich nicht mittendrin aufstehen muss. Oft wird der Tee, bzw. Kaffee dann kalt, weil ich nach einiger Zeit darauf vergessen habe. Wenn ich mit Ölfarben male, zünde ich meistens ein Räucherstäbchen an, weil mir das Geruch von Leinöl gar nicht gefällt. Meistens male ich aber mit Aquarellfarben, weil ich es weniger umständlich finde. Manchmal höre ich mir ein Buch an, manchmal habe ich Musik an, aber meistens ziehe ich die Stille vor.

Auf Instagram postest du ausschließlich Portrait-Zeichnungen, was begeistert dich daran?

Ich glaube, ich zeichne oft (nicht immer) Porträts, hauptsächlich weil ich finde, daß ich das gut kann, und daß eine gewisse Ähnlichkeit entsteht. Und dann macht es mir natürlich Spaß. Auch noch dazu: Es gibt so viele interessante Leute und Gesichter, die ich noch nicht gezeichnet habe!

Hast du schon immer ausschließlich Menschen gezeichnet?

Nein, überhaupt nicht! Ich zeichne auch gern Tiere, Natur, Blumen, und manchmal andere Sachen, wie z.B. Torten, aber ich kehre ständig zu meinen Porträts zurück.


Wie entscheidest du, was oder wie du heute gerne zeichnen möchtest?

Ich habe laufend im Kopf mehrere Ideen; entweder Personen, die ich gern zeichnen möchte, oder Fotos, die ich gesehen habe, und gern nachmalen möchte. Sich für ein Motiv zu entscheiden ist selten ein Problem, aber wie ich damit umgehe ist unterschiedlich. An manchen Tagen mache ich fünf oder sechs größere Skizzen und male nichts. An anderen Tagen habe ich die Zeit nicht, und greife dann eher zum Skizzenbuch. Wenn ich ein paar Stunden Zeit habe, setze ich mich mit den Wasserfarben hin. Es ist also öfters die Frage: Soll ich mit Bleistift oder Kulli zeichnen, oder soll ich malen?



“Kunst ist wie Meditation”

Ann Elin

Was gefällt dir am meisten an (deiner) Kunst?

Für mich persönlich ist die Kunst wie Meditation. Wenn ich mich ins Zeichnen und Malen vertiefe, vergeht die Zeit unglaublich schnell, und ich kann die Welt ausschalten. Es gibt im Alltag oft so viele Eindrücke, die man verarbeiten muss, und ich neige dazu, zu viel über Kleinigkeiten nachzudenken, und mich über total blöde Sachen zu ärgern. Ich bin einfach ein ausgeglichener Mensch, wenn ich zeichnen und malen darf.


Wenn jemand nach deinen Tipps für angehende Künstler:innen fragen würde, was würdest du ihm/ihr raten?

  • Sorge dafür, daß Du ausreichend Platz und Licht hast. Grundlegende Ordnung ist gut, wenn auch im kreativen Prozess Chaos entsteht. Ich ziehe es z.B. vor, einen Folder für fertige Zeichnungen zu haben, oder ein Skizzenbuch zu nutzen.

  • Klein anfangen. Eine halbe Stunde täglich macht mehr als 180 Stunden pro Jahr. Zwei volle Skizzenbücher ist besser als zehn halbfertige Bilder. Kannst Du gut zeichnen, ist das eine gute Grundlage fürs Malen, und Ausdauer ist auch so eine Sache, die man erst lernen muss.

  • Am liebsten täglich zeichnen, oder so oft wie es geht. Nur Talent wird Dich nicht weiter bringen. Harte Arbeit aber schon.

  • Sei immer auf der Suche nach neue Herausforderungen. Sind Hände schwierig? Übe, bis Du sie zeichnen kannst! Kannst Du noch keine Wellen malen? Übe, bis Du das schaffst! Aber nicht alles auf einmal. Nur Du weißt, was auf Dich “ruft”. Meistens ist es das, was Dich derzeit am meisten “ärgert”.


Welche Materialien gehören zu deinen Favoriten und warum?

Fürs Zeichnen habe ich die Bleistiften von Faber-Castell ganz gern, aber es gibt auch andere Marken, die mir gut gefallen. Derwent, zum Beispiel, oder Austria. Im Moment nutze ich auch gern die Pigma Micron fine-liners zum Zeichnen. Mit dem Fine-Liner zu zeichnen ist für mich eine gute Übung darin, exakt (aber auch schnell) zu zeichnen. Bleistiftverlängerung ist übrigens genial, damit die Lieblingsbleistifte länger dauern!

Für meine Aquarellporträts nutze ich Winsor-Newton - Aquarellfarben, und falls eine Farbe leer ist, kaufe ich sie auf Tube und fülle nach. (Die Tuben sind günstiger als die Näpfchen.)

Fürs Papier habe ich noch keine Empfehlungen. Frag mich wieder in einen Jahr, und ich werde bestimmt eine andere Antwort haben. Ich habe vor, das alte Papier zu nutzen, bevor ich das neue und teure Papier verwende. So kann ich mich auf irgendwas freuen. Es ist immer gut, wenn man sich auf irgendwas freuen kann. Weihnachten ist auch lustiger, wenn man nicht das ganze Jahr über gleich alles kauft, was man sich wünscht.

Ann Elins Insta-Kanal: @anneling.art

Madlen Klemm

Founder of https://www.mawie-studio.com/

I love to paint and draw and i am a massive fan of biking and hiking. Lives in Dortmund.

https://www.mawie-studio.com/
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