Echter Name vs. Künstlername? So findest du DEINEN Weg als Künstler:in
Manchmal führen uns die unerwarteten Wendungen des Lebens zu den wichtigsten Fragen.
Bei mir war es meine Hochzeit.
Plötzlich stand ich da, mit diesem neuen Nachnamen, der sich irgendwie sehr fremd anfühlte. Mein alter Nachname, Wieske, war zwar vertraut, aber auch zu ihm hatte ich nie wirklich eine tiefe Verbindung gespürt.
Bis zu dem Zeitpunkt als er komplett aus meinem Leben verschwand.
Er fehlte mir plötzlich und ich hatte das Gefühl, ein Stück von mir war jetzt für immer weg.
In dieser Zeit des verlorenen Namens entstand "Mawie" - eine Verschmelzung aus MAdlen und WIEske. Ein Name, der sich endlich so richtig richtig anfühlte, weil er meine (neue) Geschichte erzählte.
Mehr dazu im Text. ☺️
ECHTER NAME ODER KÜNSTLERNAME - Warum diese Entscheidung so wichtig ist
Die Wahl zwischen echtem Namen und Künstlername ist mehr als nur eine praktische Entscheidung. Sie ist eine Reflexion darüber, wie wir uns als Künstler:in sehen und wie wir in der Welt wahrgenommen werden möchten.
Oft machen wir uns darüber gar keine Gedanken. Weil wir denken „Die anderen werden schon wissen, wer wir sind und was wir mit unserer Kunst sagen wollen.” Aber so ist es natürlich nicht. Der Name, unter dem uns zukünftigen Kunden finden sollen, ist wie ein Aushängeschild. Als Künstler sind wir eben auch mehr oder weniger eine Personenmarke. Und der Name spielt da eine gewisse Rolle, weil es vielleicht auch das erste ist, mit dem andere Menschen in Kontakt kommen.
Klingt ganz schön gewichtig, oder?
Deswegen, lass uns das mal genauer beleuchten:
DIE KRAFT DES ECHTEN NAMENS
Der echte Name bringt einige überzeugende Vorteile mit sich und wird intuitiv von den allermeisten Künstler:innen gewählt. Aber ist das eigentlich immer eine gute Idee?
Vorteil #1 Authentizität pur
Du zeigst dich der Welt genau so, wie du bist. “Du stehst mit deinem echten Namen” für deine Werke. Das demonstriert nicht nur, dass DU wirklich hinter deiner Kunst stehst, sondern vermittelt auch ein Gefühl von Nahbarkeit und eine gewisse Sicherheit bei deinen Kunden.
Vorteil #2 Vertrauensbildung
Menschen fühlen sich oft schneller verbunden, wenn sie wissen, dass sie es mit einer "echten" Person zu tun haben. Echte Namen docken besser an, weil “ach ja Anne-Kathrin… so heißt meine Nichte 3. Grades auch..”. Man verbindet automatisch etwas mit einem Namen und das lässt uns gut fühlen.
Vorteil #3 Einfachere Vernetzung
Gerade für lokale Workshops und persönliche Kontakte ist der echte Name oft praktischer und viel besser zu merken für die meisten Menschen. Kontakte können dich auch, ohne deine Daten zu haben, durch googeln wiederfinden. Vorausgesetzt sie haben sich deinen Namen gemerkt und du bist online vertreten (aber wer ist das heutzutage nicht). Es sei denn, du hast einen etwas ungewöhnlichen oder schwer auszusprechenden Namen.
Vorteil #4 Langfristige Perspektive
Dein Name wächst mit dir und deiner Kunst. Dein eigener Name ist erstmal völlig neutral. Du gibst ihm die Geschichte, den Background und füllst deine Marke sozusagen mit Leben auf. Wenn du dich irgendwann dazu entschließt etwas völlig anderes zu machen, ist das kein Problem. Dein Name bleibt, dein Business verändert sich.
DIE ANDERE SEITE DER MEDAILLE - GRENZEN DES ECHTEN NAMENS
Nachteil #1 Privatsphäre und Abgrenzung
Wenn du unter deinem echten Namen arbeitest, ist es schwieriger, dein Privatleben von deinem Künstlerleben zu trennen. Jeder kann dich googeln und findet möglicherweise auch private Informationen. Besonders in den sozialen Medien kann das manchmal unangenehm sein. Willst du also lieber undercover deine Kunst machen, halte deinen Namen aus der Öffentlichkeit heraus.
Nachteil #2 Schwierige Namen
Wenn dein Name schwer auszusprechen, zu lang oder kompliziert zu schreiben ist, kann das eine zusätzliche Hürde für potenzielle Kunden sein. Auch bei der Suche im Internet könnte dein Name falsch geschrieben werden und Menschen finden dich nicht. Was natürlich der schlechteste Fall wäre.
Aber auch wenn dein Name sehr geläufig (Sabine/Susanne/Petra Müller 😅) ist oder einfach schon von einer anderen Bekanntheit besetzt ist, solltest du über eine Alternative nachdenken.
Nachteil #3 Einschränkung der künstlerischen Freiheit
Mit deinem echten Namen bist du möglicherweise vorsichtiger bei experimentellen oder kontroversen Arbeiten. Der Gedanke "Was denken die Leute?" könnte dich unbewusst in deiner künstlerischen Freiheit einschränken. Wenn du nur auf Instagram deine Kunst teilst, reicht es aber vielleicht auch, wenn du dein Profil auf Privat stellst.
Nachteil #4 Familiäre und berufliche Verflechtungen
Wenn du nebenbei noch einem anderen Beruf nachgehst oder deine Familie sehr bekannt ist, kann dein echter Name ungewollte Assoziationen hervorrufen. Vielleicht möchtest du auch nicht, dass dein künstlerisches Schaffen direkt mit deiner Familie in Verbindung gebracht wird.
Nachteil #5 Weniger Marketing-Potential
Ein echter Name ist manchmal weniger einprägsam als ein gut gewählter Künstlername. Besonders wenn es viele Menschen mit ähnlichem Namen gibt, kann es schwieriger sein, online gefunden zu werden und sich von anderen abzuheben.
DIE MAGIE DES KÜNSTLERNAMENS
Ein Künstlername kann wie ein gut geschneidertes Kleid sein - er passt perfekt zu deiner künstlerischen Vision und kann schon Teil deiner Kunst sein.
Wusstest du, dass manche Künstler:innen sogar mit mehreren Namen arbeiten?
Nehmen wir Georgia O'Keeffe: In ihrer frühen Zeit signierte sie ihre abstrakten Werke oft einfach mit "O'K", während sie ihre berühmten Blumenbilder mit ihrem vollen Namen unterschrieb. Eine subtile, aber bedeutsame Unterscheidung für verschiedene Ausdrucksformen ihrer Kunst.
Oder nehmen wir Marcel Duchamp, der als weibliches Alter Ego "Rrose Sélavy" eine ganz neue künstlerische Identität erschuf. Der Name selbst war schon ein Kunstwerk - ausgesprochen klingt er wie "Eros, c'est la vie" (Eros, das ist das Leben). Unter diesem Namen entstanden nicht nur Kunstwerke, sondern auch Gedichte und sogar ein Parfüm. Eine sehr spielerische Art, verschiedene kreative Facetten auszuleben! Finde das so raffiniert 😍
Oder David Bowie, der als David Robert Jones geboren wurde. Er erschuf nicht nur einen Künstlernamen, sondern mehrere Personas wie Ziggy Stardust. Jeder Name stand für eine andere künstlerische Phase und er sagte wohl selbst, dass es seine Persönlichkeit veränderte in andere Rollen, bzw. Namen zu schlüpfen.
Ein Name kann wie eine Tür sein, die uns neue künstlerische Welten eröffnet. Er kann eine Geschichte erzählen, eine Bedeutung tragen oder einfach ein Teil unserer kreativen Entwicklung sein.
Okay, jetzt aber mal zu dem etwas praktischeren Teil hier ☺️
Es folgen Vorteile, die FÜR einen Künstlernamen sprechen:
Vorteil #1 Kreative Freiheit
Du kannst einen Namen wählen, der deine künstlerische Vision perfekt transportiert. Wie viele andere Künstler aus Musik, Film und Fernsehen, bildender Kunst kannst du aus deinem Namen einen Alter Ego machen, der deine kreative Botschaft schon im Namen trägt.
Vorteil #2 Privatsphäre
Eine klare Trennung zwischen Kunst und Privatleben wird möglich. Du bist unter deinem richtigen Namen nicht so leicht zu finden. Dein richtiger Name muss zwar rechtlich gesehen auf deiner Website im Impressum auftauchen, aber das ist natürlich weniger offensichtlich.
Vorteil #3 Neuanfang & Identität
Es ist eine Chance, deine künstlerische Identität neu zu definieren. Dadurch kannst du vielleicht sogar viel freier in deiner Kunst sein.
Vorteil #4 Marketing
Ein einzigartiger Name kann besser im Gedächtnis bleiben. Du kannst eine ganze Identität um deinen Künstlernamen herum flechten und hast viel mehr Möglichkeiten, was dein Marketing betrifft. Eine Geschichte oder Botschaft, die hinter all dem steht, ist für viele Menschen hoch spannend und hilft auch bei den richtigen Kund:innen anzudocken.
DIE SCHATTENSEITEN DES KÜNSTLERNAMENS - Was du bedenken solltest
Ich möchte dir hier nicht den Spaß verderben, aber ein paar Dinge solltest du vorher wissen. Neben den offensichtlichen Herausforderungen gibt es nämlich auch ein paar überraschende Aspekte, die man auf dem Schirm haben sollte.
Hier kommt meine ehrliche Liste mit allem, was du wissen solltest:
Nachteil #1 Achtung Markenrecht!
Die Künstlerin Susan Hinton, arbeitet unter dem Namen "Pinkney Herbert" - bis sie herausfand, dass es bereits einen etablierten Künstler namens Pinkney Herbert gab. Sie musste ihren Künstlernamen aufgeben, um Verwechslungen (und ggf. Markenrecht-Streit) zu vermeiden.
Auch wenn du einen super kreativen Namen gefunden hast - es könnte sein, dass dieser bereits markenrechtlich geschützt oder von jemand anderem genutzt wird. Und das kann sogar über den Kunst-Bereich hinaus gehen! Stell dir vor, du nennst dich "Blue Ocean" und bekommst plötzlich Post von einer Unternehmensberatung, die diesen Namen als Marke eingetragen hat. Selbst wenn du den Namen schon vor der Unternehmensberatung genutzt hast, könnte es zu teuren rechtlichen Auseinandersetzungen kommen. Mach also vorher unbedingt eine Recherche, ob dein Wunschname schon irgendwo besetzt ist.
Checke aber nicht nur die üblichen Suchmaschinen, sondern auch:
Social Media Plattformen
Kunstportale und Online-Galerien
Handelsregister
Markenregister
Nachteil #2 Die administrative Realität
Banken, Versicherungen, Verträge - überall brauchst du deinen echten Namen. Das klingt banal, kann aber richtig kompliziert werden: Stell dir vor, eine Kundin will dein Werk per Überweisung bezahlen, aber findet den Empfängernamen seltsam, weil er nicht zu deinem Künstlernamen passt. Oder ein Galerist möchte einen Vertrag aufsetzen und ist verwirrt, weil plötzlich ein anderer Name ins Spiel kommt. Tatsächlich ist es hier wichtig proaktiv dafür zu sorgen, dass alle deinen echten Namen vorher kennen.
Nachteil #3 Der Authentizitäts-Struggle
Einige Menschen empfinden es als weniger authentisch, wenn sie herausfinden, dass es sich um einen "erfundenen" Namen handelt. Besonders bei persönlicher, emotionaler Kunst kann das eine ungewollte Distanz schaffen.
Nachteil #4 Wachstumsgrenzen
Ein Künstlername, der sehr stark eine bestimmte Botschaft oder an ein Alter Ego geknüpft ist, könnte dich irgendwann begrenzen. Wenn du es plötzlich nicht mehr “fühlst” löst das schon mal kreative Blockaden aus oder lässt dich vielleicht sogar komplett zweifeln.
Diese Nachteile sind vielleicht nicht die ersten, an die man denkt, aber sie zeigen, wie ein Künstlername in verschiedene Lebensbereiche hineinspielt. Trotzdem sind sie natürlich keine unüberwindbaren Hürden - es ist einfach gut, sie im Hinterkopf zu haben, wenn man seine Entscheidung trifft.
DEIN WEG ZUM PERFEKTEN NAMEN - EINE KLEINE ENTSCHEIDUNGSHILFE
Hey, jetzt hast du eine Menge Input bekommen und denkst dir vielleicht "Puh, was mache ich denn jetzt mit all den Infos?" Keine Sorge, ich hab dir eine kleine Checkliste zusammengestellt, die dir bei deiner Entscheidung helfen kann!
👉 Erstmal: Hör auf dein Bauchgefühl
Schreib alle Namen auf, die dir in den Sinn kommen
Sprich sie laut aus - wie fühlt sich das an?
Stell dir vor, jemand stellt dich unter diesem Namen vor
Magst du die Geschichte hinter dem Namen?
🔍 Der Reality-Check
Google den Namen (ja, wirklich ALLE Variationen)
Check Social Media: Sind die Handles noch frei?
Schau ins Markenregister
Frag Freunde, ob sie den Namen richtig schreiben können
💭 Die Zukunfts-Fragen
Passt der Name auch noch in 5 Jahren zu dir?
Funktioniert er international?
Kannst du damit wachsen?
Lässt er sich gut mit deiner Kunst verbinden?
📝 Der Praxis-Test
Übe eine Signatur (bei echtem Namen ODER Künstlername)
Erstell dir ein vorläufiges Logo (auf ganz schnell)
Schreib eine kurze Bio mit dem Namen
Gestalte eine Test-Visitenkarte
🎨 Die kreative Entfaltung
Welche Geschichte willst du mit dem Namen erzählen?
Passt er zu deinem künstlerischen Stil?
Gibt er dir die Freiheit, die du brauchst?
Fühlt er sich wie "du" an?
💫 Der finale Check
Bist du bereit, diesen Namen ÜBERALL zu benutzen?
Kannst du die Geschichte deines Namens in einem Satz erklären?
Macht er dich stolz?
Fühlst du dich damit wohl?
Remember: Es gibt kein "richtig" oder "falsch" - es gibt nur DEINEN Weg! Manchmal braucht es auch etwas Zeit, bis ein Name sich richtig anfühlt. Und das ist völlig okay!
MEIN PERSÖNLICHER WEG ZU MAWIE
So, und nun noch kurz zu meinem Namen und wie es dazu kam.
Der Weg zu meinem Künstlernamen Mawie war wie eine kleine spirituelle Entdeckungsreise zu mir selbst. "Mawie" ist nicht nur eine Kombination aus meinem Vornamen und alten Nachnamen - er ist ein Symbol für meine künstlerische Transformation. Er verbindet, wer ich war, mit der Künstlerin, die ich heute bin.
Die Idee zu dem Namen kam mir - Achtung - beim Stillen ☺️
Jap.😅
Lass mich erzählen:
Die ein oder andere Mama wird diese dösige Gefühl kennen: Du hast seit 6 Monaten keine einzige Nacht mehr als 2 Stunden am Stück geschlafen, bist permanent überfordert und fühlst dich eigentlich immer als hättest du einen sitzen.😅 Und so kam es, dass ich im Halbschlaf beim Stillen ein ganz leichtes Gefühl bekam. Ich fühlte mich wie ein Schwarm Vögel. Und plötzlich kam der Name: “Mawie” angeflogen. Ich wusste, das wird mein Name. Lustigerweise wusste ich damals noch nicht, wo und wann und wie ich Mawie mal brauchen werde.
Ich gebe zu das klingt nach Frische-Mama-Wahnsinn. Vielleicht war es das. Es fühlte sich für mich magisch und super spirituell an. Es war wunder-wunder-schön. ☺️
Na ja, jeeeedenfalls:
Als ich 2022 dann entschied, über Kunst zu bloggen, wusste ich sofort, wie diese Webseite heißen soll :)
Mein Fazit: Am Ende gibt es keine universell richtige Antwort
Vielleicht findest du wie ich einen Namen, der Altes und Neues verbindet. Vielleicht entdeckst du, dass dein Geburtsname perfekt zu deiner Kunst passt. Oder du erschaffst etwas völlig Neues.
Das Wichtigste ist: Der Name muss sich für DICH richtig anfühlen. Er sollte deine Geschichte erzählen, deine Kunst unterstützen und dir das Gefühl geben: Ja, das bin ich!
Was ist deine Geschichte? Ich würde mich freuen, von deinem Weg zu deinem Namen zu hören! Schreib mir in den Kommentaren oder erzähl mir von deinen Erfahrungen auf Instagram.
